Familie und Beruf vereinbaren – was wir als Unternehmen dafür tun
Neun Frauen - davon sechs mit 20 Kindern im Alter zwischen 0 und 14 Jahren - zählt unser Team. Das bedeutet: Mitarbeiterinnen, die sich mit unserem Produkt bestens auskennen, viel Kreativität, Leidenschaft und Identifikation.
Das bedeutet auch: Rund 3 Monate Schulferien jährlich, zusätzlich viele Unregelmäßigkeiten im Betreuungsablauf (z.B. weil aktuell Freizeitbetreuer streiken oder bei Lehrerkonferenzen) und immer wieder mal kränkelnde Kinder. Realität ist: Im deutschsprachigen Raum sind für all diese Betreuungsengpässe hauptsächlich Frauen „zuständig“. Gleichberechtigte Väter gibt es noch immer wenige, und das bedeutet auch, dass Frauen noch immer schlechtere Karrierechancen haben als Männer.
Mama und Papa sind gleich zuständig
Der vorrangigste Schritt in Richtung Gleichberechtigung wäre ein gesellschaftlicher Grundkonsens: In einer Familie sind Mama und Papa gleich zuständig. Mit diesem Grundgedanken würden viele Ungleichheiten auf einen Schlag wegfallen. Raum für familienindividuelle Lösungen gäbe es genauso. Und Frauen hätten nicht schon immer und vorweg den Familienrucksack um.
Schon vor einiger Zeit habe ich erzählt, wie das in unserer Familie so abläuft, denn mein Mann und ich machen 50:50 in allen Familienagenden. Aber heute möchte ich mal beschreiben, wo ich als Unternehmerin, als Arbeitgeberin meine Möglichkeiten sehe, ganz natürlich, ohne punktuelle „Programme“ und andererseits auch ohne das Budget, gleich einen Betriebskindergarten zu eröffnen.
Verlogene Work-Life-Balance
Das Zauberwort der vergangenen Jahre hieß immer wieder „Work-Life-Balance“. Dabei kann es so etwas gar nicht geben. Eine Work-Life-Balance unterstellt, dass Work und Life zwei getrennte Leben sind, die ausbalanciert werden können. Der Irrtum liegt schon in der Grundidee: Work und Life sind Teile desselben Lebens und lassen sich nicht in zwei separate Bereiche filetieren, die man – oder eigentlich Frau – dann ausbalancieren könnte.
Wir haben nur ein Leben, und das ist vielfältig und bunt und mal mehr, mal weniger überfüllt mit Eindrücken, Anforderungen, ToDo’s. Das Verständnis vieler Unternehmen, dass work und life gefälligst getrennt werden sollen, macht das nicht gerade einfacher. Ganz schnell kommen Mitarbeiter, die dann „schon wieder“ beim kranken Kind zu Hause bleiben in Verruf. Und da derartige innerfamiliäre Feuerlösch-Aktionen im Großteil der Familien zulasten der Frauen gehen (Stichwort Familienrucksack), ist das wieder ein Minus-Punkt, den Frauen sich im Berufsleben ankreiden lassen müssen.
Wie schon geschrieben – das System krankt schon mal an dieser alt hergebrachten Auffassung, Kinder seien Frauen-Aufgabe (siehe oben). Das wäre dringend zu beheben.
Kids are welcome
Als Arbeitgeberin kann ich aber zumindest insofern die Situation abfangen, indem ich sage: Kids are welcome! Eine strikte Trennung von Beruf und privat ist nicht möglich. Keine Kinder haben ist ebensowenig eine breitenwirksame Option. Also was ist naheliegender als ein Kinderzimmer einzurichten und das Büro zu öffnen?
Wir haben das hier so gemacht. Klar, ein Baby und seine Bedürfnisse lassen sich schwerer vereinbaren, da freut man sich über Nickerchen, die in der Babytrage am Rücken verbracht werden. Aber bei Volksschulkindern in den Ferien funktioniert das schon besser. Und ganz oft sind Kinder einfach nur nicht fit genug für einen anstrengenden Kindergarten- oder Schultag, aber auch nicht so richtig krank. Mit einem offenen Büro können solche Zwischensituationen perfekt abgefangen werden.
Ehrlicherweise muss ich sagen, die meiste Zeit ist unser Büro wirklich nur Arbeitsplatz. Aber dann kommen diese Fenstertage, an denen schon auch mal sechs Kinder hier rumflitzen. Und das ist völlig in Ordnung.
Buzzidil ist Partner des Netzwerks Unternehmen für Familien und war 2019 nominiert als Familienfreundlichster Betrieb Wiens von der Initiative „Taten statt Worte“.