Mütter, seid gut zu euch selbst!
Lieblingsfrage zum 1. Jänner: Und, was sind deine Neujahrsvorsätze? Meist weiß ich keine Antwort drauf. Aber vielleicht sollte für uns gerade als Eltern gelten:
Schauen, dass es uns gut geht. Geht es Mama und Papa gut, können sie auch besser auf die Bedürfnisse ihres Kindes eingehen. Wir haben uns mit Familientherepeutin Katharina Weiner von familylab.at über den liebevollen Selbstcheck für Eltern unterhalten.
Lieblingsfrage zum 1. Jänner: Und, was sind deine Neujahrsvorsätze? Meist weiß ich keine Antwort drauf. Aber vielleicht sollte für uns gerade als Eltern gelten: Schauen, dass es uns gut geht. Geht es Mama und Papa gut, können sie auch besser auf die Bedürfnisse ihres Kindes eingehen. Wir haben uns mit Familientherepeutin Katharina Weiner von familylab.at über den liebevollen Selbstcheck für Eltern unterhalten.
Katharina, du berätst seit vielen Jahren Mütter, Väter und Kinder: Was ist dabei dein größtes Ziel?
Katharina Weiner: Bei meiner Arbeit geht es immer um die Frage: Wie erzeuge ich Bindung? Und die Bindung, die ich zu einem Baby und Kleinkind aufbaue, soll sich idealer Weise in der Beziehungsfähigkeit über die Jahre fortsetzen. Wenn ich möchte, dass mein Kind später mit mir Weihnachten feiert, weil wir Freude aneinander haben, und nicht nur deshalb, weil es sich so gehört, dann braucht es viel Aufmerksamkeit. Schon wenn ich schwanger bin, sollte ich schauen – was kann ich tun, dass es uns gut geht?
Was würdest du einer jungen Mutter raten, die gerade ihr erstes Kind erwartet?
Katharina Weinert: Viele schauen anfangs auf Betten, Ernährung, den richtigen Kinderwagen. Und erst, wenn die Kinder vier oder fünf Jahre alt sind, kommen sie drauf, dass sie auf sich selbst vergessen haben.
„Lieber ein Paar-Coaching als den teuren Kinderwagen“
Woran spüren Eltern dann, dass sie zu wenig auf das eigene Wohlbefinden geschaut haben?
Katharina Weiner: Die haben dann plötzlich emotionale Aufwühlungen in sich, die sie zuvor gar nicht kannten. Darum glaube ich, die wesentliche und wichtigste Vorbereitung auf die Geburt ist, rauszufinden, wer man selber ist: Was treibt mich an? Kann ich mich darauf einlassen, dass bestimmte Dinge in meinem Leben demnächst weniger wichtig werden?
Also statt in den teuren Kinderwagen besser in eine Therapie investieren?
Katharina Weinert: Ja – oder in einen Paar-Workshop oder andere Beratungsangebote. So kann man sich am besten auf ein neues Mitglied in der Familie vorbereiten.
Aber viele Frauen fühlen sich gerade in der Schwangerschaft noch stark und optimistisch.
Katharina Weinert: Naja, die meisten glauben, dass sich alles von selbst ergibt: „Das wird schon irgendwie.“ Aber man sollte bedenken, dass der werdende Vater und die Mutter auch die alte Familie mit in die neue bringen. Da ist es schon wichtig, sich vorab zu fragen: Wie habe ich meine Kindheit erlebt? Wie hat mein Partner seine erlebt?
„Der Vater soll auf die Mutter schauen“
Auch der Vater sollte also vor der Geburt in sich gehen?
Katharina Weiner: Ja, dem Vater kommt ja eine der wichtigsten Aufgaben zu. Er sollte auf die Frau achten und ihr rechtzeitig signalisieren: Du bist gerade ausgelaugt, ich kümmere mich, ich schau auf dich, damit es dir auch gut geht. Allerdings treffe ich oft auch Frauen, die das nicht zulassen können. Die den Mann nicht übernehmen lassen, weil, er könnte dem Kind den Strampler verkehrt herum anziehen. Dabei gibt es so schöne Beispiele von Vätern, die Zeit mit ihren Kindern verbringen, die in Karenz gehen, die richtig da sind und ihre Kinder kennen lernen wollen.
Wieso können manche Mütter nicht loslassen?
Katharina Weiner: Unsere Generation hat viele abwesende Väter erlebt. Die Väter haben das Geld nach Hause gebracht, waren aber tagsüber kaum da. Söhne und Töchter haben kein Rollenbild: Wie geht der Vater mit der Mutter um? Oder: Wer ist mein Vater? Was hat er für Interessen? Was kann ich von ihm lernen? Kunst, Angeln, Bergsteigen? – Wir spüren, dass auch unsere Eltern nie die sein durften, die sie gerne geworden wären. Es ist aber für Kinder sehr wichtig, dass ihre Eltern sie spüren lassen, wer sie sind.
Die Mutter ist dem Kind durch die Schwangerschaft und oft auch durch das Stillen körperlich nah. Wie könnte der Vater diese Nähe kompensieren?
Katharina Weiner: Der Vater kann sich von innen heraus auf das Kind einlassen und Nähe aufbauen.
„Tragekinder sind auf Augenhöhe“
Aber kann hier nicht auch das Tragen ins Spiel kommen? Man sagt ja: Das Babytragen ist das Stillen der Papas.
Katharina Weinert: Wenn man ein Kind trägt, hat man es auf Augenhöhe. Das ist ganz wichtig! – Und egal, ob als Vater oder Mutter, bin ich dann auch viel schneller, die Grenzen meines Kindes zu schützen. Wenn ich es trage, dann kann ich mich abwenden, wenn etwas zu stark ist oder wenn eine andere Person versucht, die Grenzen meines Kindes zu überschreiten.
Du bist Mutter einer inzwischen schon 14-jährigen Tochter. Hast du selbst getragen?
Katharina Weiner: Ich habe meine Tochter getragen bis sie vier war. Den Kinderwagen, den wir gekauft haben – da hat sie mir schon mit einer Woche signalisiert: Den könnt ihr wegwerfen! Das Tragen ging dann schnell in die Eigenständigkeit über: Sobald sie gehen konnte, ist sie aus der Trage raus geklettert und war unterwegs. Da brauchte ich nur noch zu signalisieren: Wenn du Unterstützung brauchst, dann bin ich für dich da.