Sextipps für gestresste Eltern: "Warum nicht ins Stundenhotel?"
Paartherapeutin Sandra Teml-Jetter hat ein paar unkonventionelle Tipps, um wieder Leben ins müde Elternbett zu bringen.
Kennt ihr das auch? – Endlich schlafen die Kinder, und Mama und Papa denken ans Umarmen, Küssen, Liebe machen. Doch leider bleibt’s oft bei der schönen Vorstellung. Paartherapeutin Sandra Teml-Jetter hat ein paar unkonventionelle Tipps, um wieder Leben ins müde Elternbett zu bringen.
Vielen Paaren fällt es schwer, nach der Geburt des Kindes ihre eigene Liebesbeziehung am Leben zu halten. Woran hakt es?
Sandra Teml-Jetter: In den allerersten Lebensmonaten stehen die Bedürfnisse des Säuglings 24/7 im Vordergrund. Da darf die Zweisamkeit auch mal in den Hintergrund rücken. Die Erwachsenen dürfen aber den Anschluss an ihr eigenes Leben danach nicht verpassen. Oft kommt dann schon das zweite Kind und das Liebesleben hat wieder Pause. Da braucht es einen Liebesminister oder eine Liebesminsterin, die für ein Leben ausserhalb der Mama- und Papa-Parallelwelt eintritt.
Wenn Du solchen Paaren, drei Ratschläge mitgeben dürftest – die „goldenen Drei“ – welche wären das?
Sandra Teml-Jetter: 1. Spart nicht an Menschen, die euch unterstützen und euch die Kinder auch mal abnehmen! 2. Verlasst das Haus! Und 3. Konflikte sind Teil einer Familie – lernt damit umzugehen!
Welche Rolle spielt das Kind im neuen Familiengefüge? Spürt ein Baby, ob die Eltern sich noch lieben und begehren?
Sandra Teml-Jetter: Da ein Kind in die Beziehung der Eltern hineingeboren wird, spürt es ganz genau, welche Stimmung, welches Klima dort herrscht. Das Kind sollte auch deswegen nicht permanent im Fokus sein, da die Eltern auch diese Klimaverantwortung innehaben.
Welche Mittel hat es, um auf solche Schwingungen zu reagieren?
Sandra Teml-Jetter: Es wird reagieren, mit Unwohlsein, dass es mit Weinen ausdrückt. Ein gestresster, unzufriedener Erwachsener kann dann das Baby auch nicht mehr beruhigen.
In der traditionellen Rollenverteilung steht die Mutter dem Kind körperlich näher als der Vater. Die Väter beklagen umgekehrt oft – wie wir im Vortrag gehört haben -, dass die Frau ihre Intimität mit dem Kind auslebt, während der Mann einen Intimitätsmangel erlebt. Was kann man da tun?
Sandra Teml-Jetter: Ansprechen! Die Dinge auf den Tisch legen! Sich professionelle Hilfe suchen, die mit dem Paar die Gegebenheiten neu sortiert. Wenn die Frau ihre Intimität nur mehr mit den Kindern teilt, gerät die Familie in eine Schieflage!
Dein Mann, Stefan, hat bei eurem Vortrag betont, wie wichtig Sex für eine Beziehung ist. Ihr selbst habt euch zeitweise Babysitter genommen und seid ins Stundenhotel gegangen. Warum wolltet und musstet ihr euch von Familie- und der Familienwohnung entfernen, um euch selbst wieder ganz nah zu sein?
Sandra Teml-Jetter: Weil wir so dem Alltag ein Schnippchen geschlagen haben und weil wir uns dort einen Raum geschaffen haben, der frei war von Kinderspielzeug und Haushaltsverpflichtungen. Es war ein Andocken am echten Erwachsenenleben, sozusagen.
Und apropos Männer und Frauen: Bei der Wiener Tragekinder-Veranstaltung im Museumsquartier, bei der es um Themen rund ums Baby ging, waren fast nur Frauen. Wie erklärst du dir das?
Sandra Teml-Jetter: Ich gehe davon aus, dass die Väter währenddessen ihrer Arbeit nachgegangen sind. Meiner Erfahrung nach sind die heutigen Männer nämlich sehr präsent in den Familien! Die Frauen müssen aber auch mal bereit sein, die Verantwortung abzugeben!
Sandra Teml-Jetter und ihr Mann, Stefan Jetter, leiten in Wien gemeinsam ein Institut für Paartherapie, die „Wertschätzungszone“.
Das Interview führte Maya @ Buzzidil am Rande des von Buzzidil und Kindsknopf organisierten Events Wiener Tragekinder.