Wettstreit der Mütter – Rabenmama vs Tiger Mom
Stillen oder Flascherl? Kindergarten unter 3 Jahren oder homeschooling? Tragen vs Schieben? Familienbett oder Gitterbett? Impfen oder nicht? Mütter schenken sich nichts – argumentiert wird mit harten Bandagen und immer zuvorderst mit dem Kindswohl. Aber wollen nicht fast alle Mütter, dass es ihren Kindern so richtig gut geht?
Mamas können mitunter recht hart miteinander ins Gericht gehen. Wer immer in einem Elternforum Diskussionen verfolgt, kann beobachten, wie bei einigen Themen immer wieder gewaltig die Wogen hochgehen. Stillen oder nicht, impfen, Kindergartenbesuch, aber auch das Tragen sind Themen, die hochemotional diskutiert werden.
Oft schon habe ich mich gefragt, woran es liegt, dass die eine der anderen ihren Zugang als Allein-Wahrheit überstülpen möchte und oft habe ich mich gefragt, wieso Solidarität unter Mamas so schwer fällt.
Es gibt tatsächlich Eltern, die wenig reflektiert mit ihrem Nachwuchs umgehen – mehr lästig, weniger lustig, kaum engagiert. Aber gerade diese Eltern trifft man ja in Elternforen oder einschlägigen Facebook-Gruppen eigentlich gar nicht an. Die Eltern – vor allem die Mamas – die dort schreiben sind ja meist sehr darauf fokussiert, dass sie es mit ihren Kindern „richtig machen“ wollen. Das sind die Mamas, die sich informieren, Wege suchen und hinterfragen.
Wenn dann aber stetig eine perfekte Welt suggeriert wird, in der das Stillen supergut klappt, in der man schon vor der Geburt fix wusste: Das Kind wird getragen und in der man sich 100% sicher ist, dass impfen für’s Kind ganz schlecht ist, schleicht sich beim Rest schnell mal ein Gefühl der Beklommenheit ein. Bin ich eine schlechte Mama, weil das Stillen bei uns so schwer fällt? Mache ich etwas falsch, wenn ich nach Impfplan impfen lassen (Hilfe! Ich kenne mich mit Pharmazie ja gar nicht aus!). Irgendwo hinten im Kopf so mancher Mama tummeln sich diese und noch ganz andere Fragen. Und ganz schnell fühlt man sich herabgesetzt, angegriffen, wenn es nicht nach dem Schema „Super-Mama“ klappt. Wenn das eigene Baby immer weiter weint, während die anderen so zufrieden und glücklich wirken. Wenn man abends verzweifelt das Baby dem Papa in den Arm legt, weil man einfach nicht mehr kann – und andere Mamas wirken so als glückliche Einheit mit ihrem Kind.
Aus dem schlechten Gewissen wird Frust und Ärger und dann geht dann so manch einer zum Angriff über. Stillmafia liest man dann von den einen oder von Kindern, die in den Kindergarten „abgeschoben“ werden von den anderen.
Ein bisschen mehr Solidarität bitte!
Dabei wäre Solidarität unter Mamas so wichtig. Und so hilfreich, gerade, wenn es nicht flutscht. Ich hatte das Glück derlei Solidarität zu erfahren, als die Verzweiflung mit meinem High Need Baby so richtig groß war. Andere Mamas, mit denen wir uns treffen konnten. Mamas, die so wie ich, den Vormittag am Boden auf der Krabbeldecke mit dem Mini verbracht haben. Wenn Du feststellst, dass Du gar nicht so allein bist, fällt vieles leichter. Du entdeckst eine neue Normalität.
Macht es euch nicht so schwer – am Ende führen viele Wege zum Ziel! Unser Thema hier ist natürlich zu einem großen Teil das Tragen, und so kommen immer wieder Eltern, mit der Frage:
Tragen oder Kinderwagen?
Tatsache ist: eine Babytrage und ein Kinderwagen schließen einander nicht aus, sondern sind eine gute Ergänzung zueinander. Gerade neugeborene und sehr kleine Babys brauchen oft die unmittelbare körperliche Nähe ihrer Eltern – da ist eine Babytrage einfach das Mittel der Wahl. Bei meinen Kindern habe ich aber auch beobachtet, dass Kinderwagen-Fahren zunehmend Spaß gemacht hat. Gerade, wenn Kinder schon vorwärtsgerichtet im Sportwagen unterwegs sein können, ist ein Ausflug mit Kinderwagen richtig lustig. Umgekehrt ist es wieder leichter, einen Berg mit Babytrage zu besteigen als mit Kinderwagen. Gut ist, was gut funktioniert.
Etwas mehr Gelassenheit schadet auch bei diesem Thema nicht!
Stillen, Babytragen, Babymassagen, Familienbett – all das sind keine Garanten für ein sorgenfreies Leben, sondern es sind Teilchen eines großen Ganzen, damit die Bindung zu deinem Baby gestärkt wird. Für einen guten Start ins Leben. Du wirst dein Baby ohnehin tragen solange es nicht mobil ist und dein Kind wird die Nähe einfordern, weil es sich bei dir wohl fühlt – ob du es nun im Tragetuch oder am Arm trägst, ist egal. Und ja, es tut gut, sein Baby auch einmal abzulegen – daran ist nichts falsch!
Es gibt kein Patentrezept, wie du es als Eltern richtig machst. Jedes Kind ist anders und so auch jede Familie. Es gibt nicht den einen Weg und die eine Lösung, sondern es gibt viele Möglichkeiten. Bindung besteht aus vielen Puzzlesteinen, es liegt aber am Ende nicht an der Methode sondern immer an der Umsetzung. Oder anders gesagt: Das was (zB Stillen oder Fläschchen) ist zweitrangig, das wie, der liebevolle Umgang, das Anerkennen von Persönlichkeit, das Akzeptieren des anderen, aber auch das Kennen der eigenen Grenzen macht Beziehung.
Am Ende ist eine wirklich wichtige Eltern-Frage die: Wie glücklich bist DU gerade? Hast DU genug Zeit für dich? Achtest du genug auf DEINE Ressourcen?
Wenn du dich nicht mehr um dich selbst kümmerst, dann kannst du irgendwann auch nichts mehr geben. Dann bist du ausgebrannt und müde. Nur wer sich selbst liebt, kann anderen auch wirklich Liebe schenken.